DIE MEROWINGER: Familiengruft by Gordian Robert
Autor:Gordian, Robert [Gordian, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Antike, Mittelalter, Rom, Gallien, Merowinger, Franken, Rebellion, Intrigen, Gewalt, Kampf, Historie, historischer Roman, fünftes Jahrhundert, sechstes Jahrhundert
ISBN: 978-3-95520-513-3
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2013-12-09T23:00:00+00:00
Kapitel 8
Mitternacht war schon vorüber, als Chlodwig und Baddo aus dem Keller heraufstiegen. Der Treppenschacht war so schmal, dass sie sich an einigen Stellen fast hindurchzwängen mussten. Der König ließ seinem Feldherrn den Vortritt und hielt Abstand zu ihm, während sie eine nach der anderen der mehr als fußhohen, schadhaften Stufen erklommen.
Unter ihnen blieb das düstere, feuchte Gewölbe zurück, aus dem das Gebrüll der Gefolterten immer entfernter herauftönte.
»Es ist zwecklos«, sagte Chlodwig, während er keuchend stehen blieb, um zu verschnaufen. »Rignomer ist entkommen. Die Schufte haben ihn laufenlassen, obwohl sie den Auftrag hatten, sie alle drei einzufangen. Ich bezweifle, dass die da unten etwas wissen. Ursio wird nichts aus ihnen herausprügeln. Auch wenn er sich noch schönere Sachen einfallen lässt.«
»Es hat wohl keiner auf ihn geachtet«, sagte Baddo, indem er ebenfalls verharrte und sich umwandte. »Weil er zu unwichtig ist.«
»Nicht für mich!«, sagte Chlodwig schroff und befahl: »Weiter, weiter!«
Oben in der Halle, wo die Cambraier Merowinger am Abend zuvor noch fröhlich und zuversichtlich getafelt hatten, saßen jetzt nur wenige Antrustionen des Königs, um seine Anordnungen für den nächsten Tag zu erwarten.
Obwohl Wein in Fülle vorhanden war, hatte Chlodwig ein Siegesgelage in der Stadt untersagt. Nur draußen im Lager, wohin der größte Teil der Gefolgschaft zurückgekehrt war, durfte gefeiert werden.
Nach der Hinrichtung seiner Verwandten erschien es Chlodwig nicht angemessen, zu unverhohlen Freude zu zeigen. Er wollte auch die geschlagenen Stammesbrüder nicht zusätzlich demütigen. Sein Einzug in Cambrai sollte vielmehr etwas ganz Selbstverständliches und Normales sein, ein längst notwendiger, überfälliger Machtwechsel, der aber nichts von einem Triumph hatte. Die Franken von Cambrai wurden heimgeholt – in die neue, große, mächtige Francia.
Wenn alles ruhig blieb, war auch die Wachsamkeit eher gewährleistet. Die getöteten Brüder mochten noch viele heimliche Anhänger haben. Einige ihrer treuesten Tischgenossen waren schon eingefangen und wurden gerade im Keller befragt. Leider waren sie bisher die wichtigste Auskunft schuldig geblieben.
»Wo mag er stecken?«, fragte Chlodwig zum wiederholten Mal, als er die Wartenden verabschiedet hatte und mit Baddo in der Halle des einstigen römischen Gouverneurspalastes allein geblieben war. »Jeden Winkel in der Stadt haben unsere Leute durchsucht. Wahrscheinlich hat er sich abgesetzt, als die Schlacht noch im Gange war, und ist längst über alle Berge.«
»Ursio wird ihn schon irgendwann einfangen«, bemerkte Baddo.
»Darauf kann ich nicht warten, es muss nun schnell gehen.«
Chlodwig gab einer Weinkanne, die auf dem Boden lag, einen Fußtritt. Scheppernd rollte sie über die abgetretenen Mosaiken, stieß an andere Kannen, Schüsseln und Becher, die nicht mehr fortgeräumten Überbleibsel von Ragnachars letztem Gelage.
»Die haben es sich hier wohl sein lassen«, sagte Baddo, während sie zwischen den gedrungenen Säulen, an denen in eisernen Halterungen Kienfackeln steckten, auf und ab gingen. »Sogar in der Nacht vor dem Kampf. Kein Wunder, dass es für sie so ausging.«
»Schurken!«, brummte der König. »Es war Zeit, mit ihnen ein Ende zu machen. Das Geschlecht der Merowinger von solchem Misswuchs zu befreien.«
Baddo antwortete darauf nichts. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Das Kriegshandwerk stand hier nicht hoch im Ansehen. Die Männer waren schlecht ausgebildet. Und die Besten sind auch noch gefallen.
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